Mittwoch, 8. Februar 2012

Massenverwirrungswaffen

"Vor einem Krieg stirbt eins zuerst:(...) die Wahrheit!"

Was Carl von Clausewitz 1834 in seinem Buch Vom Kriege schrieb, hat heute immer noch oder sogar noch mehr Bedeutung als je zuvor.
Regierungen investieren viel Arbeit, Energie und Geld in kriegslegitimierende PR Kampangnen um für eine Befürwortung des Krieges in der eigenen Bevölkerung zu werben. Das wird zum einen durch eine kriegsbefürwortende Kommunikation VOR dem Krieg und zum anderen WÄHREND des Krieges sicher gestellt.

Als Träger dieser PR Maßnahmen dienen die institutionalisierten Medien. Vor dem Irak-Krieg 2003, während der NATO Bomardierung auf Lybien in Deutschland und auch aktuell in der Berichterstattung über den Iran kann man eine Gleichschaltung der Massenmedien beobachten. Dieses Phänomen ist als "Embedded Journalism" in die Geschichte eingegangen und beschreibt eine einseitige Reportage über ein bestimmtes Thema. Kurze Zusammenfassung: Es beinhaltet einerseits die Zensur und die Kontrolle von Themen und Berichten durch die Redaktion, stellt auf der anderen Seite sicher, dass über Unsagbarkeiten nicht berichtet wird und ist (unter anderem) durch die Krise des Journalismus zu begründen.

Stichwort: "Agenda-Setting" - Die Medien kontrollieren, mit welchen Themen sich die Menschen beschäftigen. Sprich das Publikum übernimmt die Medienagenda.

Zurück zum Thema,
bei den Methoden um einen Krieg in der eigenen Bevölkerung zu legitimieren unterscheidet man zwischen schwarzer und weißer Propaganda (Hans J. Kleinstuber, manager-magazin.de, 2003).

- weiße Propaganda
beschreibt die offizielle Stellungnahme von einer Regierung oder regierungsnahen Institutionen zu einem Thema.
Als Beispiel die Tradition von Instituten wie IAEA, Pentagon und weißem Haus, die seit 20 Jahren immer wieder die Bedrohung der baldigen Fertigstellung der Atombombe im Iran erwähnen (Quelle: Der Postillon).

1993 - Focus - Iran hat die Atombombe
1995 - Spiegel - Glückliche Mullahs
1998 - Die Welt - Iran wird zur Supermacht
1999 - Der Spiegel - Die Bombe und ihr Vermächtnis
2000 - IFSH Uni Hamburg - Rüstung und Rüstungskontrolle im Nahen Osten
2002 - N-TV.de - Atombombe in zwei Jahren
2002 - Spiegel - Bush erneuert Drohung gegen Iran, Irak und Nordkorea
2003 - Spiegel - Iran steht offenbar kurz vor Bau einer Atombombe
2004 - Sueddeutsche - USA: Iran strebt ohne Zweifel die Atombombe an
2005 - Spiegel - Vertraulicher Bericht: Iran besitzt Anleitung für Atomwaffen-Kern
2006 - Stern - Iran: Atombombe in fünf Jahren
2007 - Welt Online - Wie weit der Iran mit der Atombombe ist
2008 - Focus - Atomkonflikt: Bedrohung im Iran wächst
2009 - Focus - Atombombe: Iran wird waffenfähig
2010 - Zeit - IAEA besorgt über möglichen Bau der Atombombe
2011 - Focus - Angst vor der Atombombe der Mullahs
2012 - Spiegel - Pentagon schürt Angst vor Irans schneller Bombe

- schwarze Propaganda
arbeitet subversiver. Sie wirkt durch ihre Aussage identisch wie die weiße Propaganda (in diesem Beispiel kriegsbefürwortend) ist aber nicht direkt mit der Regierung verbunden, was nicht bedeutet das sie nicht von der Regierung in Auftrag gegeben wurde.
Die Brutkastenlüge im Jahr 1991 zum Beispiel wurde dazu benutzt um den zweiten Golfkrieg zu legitimieren.
Später stellte sich heraus, dass die Rede der angeblichen Krankenschwester vor der UN über angebliche Kriegsverbrechen in Kuwait eine Lüge war, erfunden von dem PR-Unternehmen Hill & Knowlton und in Auftrag geben von der amerikanischen Regierung und der Organisation "Citizens for a free Kuwait".
Das Beispiel erinnert an den Film "Wag The Dog" und gibt eine Antwort auf die unbeantwortet Frage von Dustin Hoffman an Robert DeNiro "Was machen sie eigentlich für den Präsidenten?"
- Er ist PR-Berater.


Man sollte sich heute die Frage stellen, wieviel von den Berichten die wir von Seiten der institutionalisierten Medien erhalten ist richtig und welcher Teil basiert auf PR-Maßnahmen von professionellen Kommunikationsunternehmen und dient nur zu dem Zweck einer Meinungsmache oder Propaganda?

Das spannende an diesem Themengebiet ist der Ausblick in die Zukunft und die Abkehr des Konsumenten von institutionalisierten Medien hin zum individualisierten Internet. Hier gibt es keinen "Embedded Journalism" und hier werden "weiße und schwarze Propaganda" hinterfragt und von verschiedenen Seiten beleuchtet. Allerdings nicht immer objektiv sondern auch hier immer mit einem Interesse.
Mal sehen wo das hinführt.

Abschließend noch weitere Empfehlungen wer sich für das Thema interessiert.
Einmal dieser Buchtipp: "John Stauber - Giftmüll macht schlank" über den Einfluss der PR Industrie auf unser Leben - abseits von photogeshopten Frauen auf Plakatwänden an U-Bahn Stationen.
Und dann das Video unten, gleichzeitig auch der Namensgeber für diesen Beitrag:
Weapons of Mass Deception (gibt es auch als Buch) produziert von Danny Schechter.

Danke fürs lesen ;)